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-- Tagebuch --
Monat: August
Samstag, 31.08.2002
So Leute, ich bin wieder heil zu Hause angekommen [Foto].
Hat eigentlich alles problemlos geklappt, ausser das mir der Abschied, besonders von meiner Gastfamilie, nicht ganz leicht gefallen ist.
Die Nacht vor dem Abflug habe ich ja noch bekanntlich in Tokio im Capsule Hotel verbracht. Das mit dem Schlafen fiel mir allerdings schwer. Irgendwie hatte ich viel zu viel Schiss, wieder zu verpennen. Ich hatte mir extra 2 kleine Reisewecker gekauft, um auch ganz sicher zu gehen. Gebraucht habe ich sie dann allerdings nicht. Zudem gab's dauernd Schnarchattacken aus all den anderen "Kapseln" [Foto].
Heute bin ich dann nach 22 Stunden heimreise, pünktlich um kurz nach halb zehn abends am Bahnhof in Rheda von meinen Eltern abgeholt worden. Nun freu mich auf all die Dinge, die mich wieder hier erwarten.
Montag, 26.08.2002
Im Moment überschlägt sich alles. Alle Zeichen stehen auf Aufbruch...
Heute ist Montag, und am Freitag geht es ab nach Tokio, wo ich meine (vorerst) letzte Nacht im Capsule Hotel verbringen werde. Am Samstag geht dann der Flieger nach Wien, und dann weiter nach Düsseldorf.
Ich habe heute erstmal noch nen Paket gepackt, dass ich morgen mit der Post nach Deutschland schicken werde. Das ist leider notwendig, denn ich hab seit meiner Ankunft in Japan so an die 9 kilo zugenommen (Gepäcktechnisch ;-)). Da man heutzutage ja bloss 20 kg Gepäck mitnehmen darf, siehts für mich da ganz schlecht aus. Versucht ihr mal nen halbes Jahr mit 20 kg Gepäck klarzukommen. Das ist gar nicht so einfach, wobei da auch noch der Computer mit eingerechnet aus. Ich lieg dann jetzt so bei 24 kg, also 4 kg über Normal. Ich hoffe, die drehen mir beim Check-In am Flughafen keinen Strick daraus! Normalerweise sind die da aber ziemlich kooperativ, denn die wollen ja auch ihre Kunden behalten. Ich könnt ja auch genausogut 4 kilo mehr wiegen, da würd dann keiner was sagen.... Ich seh mich schon (im Hochsommer) mit Jacke und dick Pullover am Schalter, nur um Gewicht am Gepäck zu sparen.
In der Firma ist auch nicht weniger los. Ich hab echt alle Not, meine DVD Videos pünktlich fertig zu kriegen. Ausserdem hab ich mit meinem Chef noch über meinen zweiten Gehaltsscheck diskutiert, den er mir seit über 3 Monaten schuldet. Es geht um den wahnsinnigen Betrag von 8000 Yen (70 Euro). Für die ersten 7000 Yen musste ich ähnlich kämpfen. Das macht dann summa summarum 15000 Yen (130 Euro) für 5 Monate keulen. Super Sache, oder? Irgendwie wurde mir vorher mehr versprochen. Ich könnt kotzen....
Wie auch immer, ich versuch das nicht dran zu denken, denn das bringt mich jedesmal runter. Der Rest hier war aber so ziemlich super und jeden Cent wert (wenn wir schon mal beim Geld sind), also sehen wir die Sache positiv.
Ach ja, am Mittwoch wird auf dem Bürodach eine Bierparty veranstaltet (so'ne Art Abschiedsparty). Ich bin ja mal gespannt, wie die wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da jeder mehr als 1-2 Dosen Bier trinkt. Selbst die Studenten, die hier arbeiten, machen mir nicht den Eindruck, besonders trinklustig zu sein (ganz im Gegensatz zu deutschen Studenten), was sich beim Kirschblütenfest im April auch bestätigt hat. Man darf gespannt sein...
Dienstag, 20.08.2002
Also in den letzten freien Tagen die ich hatte, war ich ziemlich aktiv.
Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, nen bischen was für die Firma zu tun, bin aber zu nichts gekommen. Stattdessen hab ich wirklich ne Menge Spass gehabt, was natürlich überhaupt nicht zu verachten ist. Zum Beispiel war ich war mit meiner Gastfamilie golfen auf ner Driving Ranch [Foto]. Das war das absolut beste und hat total Spass gemacht. Von diesen Anlagen gibt es hier ne Menge, denn die Leute stehen ziemlich auf golfen. Allein in Aizu gibts bestimmt 3-4 Stück. Da richtige Golfanlagen wegen des chronischen Platzmangels in Japan für die meisten unerschwinglich sind, muss sich der Normalbürger halt auf der Driving Ranch vergnügen. Die ist aber auch viel komfortabler, denn man muss nicht hinter dem Ball hinterherlaufen (und wiederfinden) und der nächste kommt gleich automatisch aus dem Boden. Da heisst es draufhauen ohne Reue.
Wenn ich irgendwann mal Kohle habe, könnt ich mir das als Hobby echt gut vorstellen.
Ach ja, ausserdem hab ich endlich Bandai-san bestiegen (das ist ein Berg, wohlgemerkt) [Foto]. Das hatte ich mir schon immer vorgenommen und jetzt, wo die Zeit ein wenig knapp wird, habe ich es dann endlich getan. Leider war der ganze Berg in Wolken gehüllt, sodass man nur etwa 20 Meter weit gucken konnte. Für den Gipfel eines Berges doch ziemlich ungünstig. Dabei hätte die Ausicht so atemberaubend seien können [Foto]. Auf der anderen Seite war es deswegen relativ kühl, was sehr gut war, denn den Berg bei Sonne zu besteigen stell ich mir tödlich vor. Ich hab mir ja schon nen Sonnenbrand geholt, obwohl ich die Sonne nicht einmal gesehen habe.
Ausserdem hab ich noch die Ehre gehabt, an einem echt japanischen Fest teilzuhaben. Dem Bon-Festival [Foto]. Nähere Erläuterungen findet ihr bei den Bildern.
So, meine letzten 2 Wochen sind angebrochen (natürlich nur, wenn ich meinen Flug nicht wieder verpenne). Aber eigentlich gibts noch viel zu viel zu tun. Freuen auf zuhause tu ich mich aber trotzdem ungemein.
Donnerstag, 15.08.2002
Nun bin ich wieder heil zuhause angekommen.
Ich hab noch die letzten Tage mit meiner Gastfamilie in Nagano verbracht. Das war ziemlich angenehm. Ich hab in einem richtigen Hotel gewohnt und ausnahmsweise mal kein Essen aus dem Supermarkt gegessen. Für 2 Wochen hab ich mich nämlich immer an den Kühltheken von 7-11, Family Mart, Lawson, etc. bedient. Das Essen da ist eigentlich sogar ziemlich gut und günstig, aber immer auf der Bordsteinkante (in der Hitze) essen zu müssen, nervt auf Dauer.
Jetzt wollte ich gestern gleich wieder mit der Arbeit loslegen und hab dann aber erfahren, dass bis Montag niemand im Büro ist. Also hab ich noch nen paar Tage frei. Cool.
Mittlerweile fange ich auch schon an mir die besten Gerichte aufzuschreiben, damit ich zuhause auch mal lecker japanisch kochen kann (wenns schon mit dem Deutschen hapert).
Also Mutti, mach dich auf was gefasst!
Donnerstag, 09.08.2002
Ich sitze gerade an einer netten Strassenecke in Hiroshima vor einer Münzwäscherei und warte darauf, dass meine Klamotten fertig werden.
Soviel schon mal zur bildlichen Vorstellung.
Gestern bin ich nach einer 8-stündigen Zugfahrt, die übrigens sehr lustig war (Leute beobachten und sich von Highschools Girls vollquatschen lassen), hier angekommen und die Stadt hat mich gleich in ihren Bann gezogen. Eigentlich gleichen sich japanische Großstädte ja oft wie ein Ei dem anderen. Unterscheiden tuen sie sich nur durch die speziellen Sehenswürdigkeiten, die es so in jeder Stadt gibt. In Kyoto sind es halt eine Menge Tempel und historische Gebäude, die es dort in einer Riesenanzahl gibt. Das liegt einerseits daran, dass Kyoto für lange Zeit die Hauptstadt Japans war und andererseits, weil es von grösseren Naturkatastrophen verschont geblieben ist. Ganz im Gegensatz zu Kobe zum Beispiel, das 1995 durch ein Erdbeben fast komplett zerstört wurde. Damals sind dort über 6000 Menschen umgekommen. Manche von euch werden sich jetzt bestimmt daran erinnern. Kobe wurde danach in einem Wahnsinns-Tempo neu aufgebaut. Ich bin da mit dem Zug durchgefahren und man kann erstaunlicherweise fast nichts mehr von den Schäden sehen.
Hiroshima, wo ich mich jetzt befinde, hatte in der Vergangenheit ja auch mit einer Katastrophe zu kämpfen. Wie hoffentlich jeder weiss, wurde hier im August 1945 die erste Atombombe abgeworfen. Es gibt hier einen grossen Peace Memorial Park, und ausserdem als Zeitzeuge und einziges Überbleibsel der zerstörten Stadt, den A-Bomb Dome [Foto]. Ich finde dass ist ein sehr interessantes Thema und ich habe mich heute in diversen Museen, etc. über die Einzelheiten schlau gemacht. Das war ja echt ein wahnsinniger Blast, der die ganze Stadt + 140.000 Menschen völlig platt gemacht hat [Foto]. Wenn man jetzt bedenkt, dass es heute Bomben gibt, die zig-tausend mal stärker sind, mach ich mir echt meine Gedanken, wo das hinführen kann.
Also Hiroshima gefällt mir bis jetzt am besten. Diese Stadt ist irgendwie sehr jung und lebendig und hat ne Menge "Flair". Es gibt hier viele Flüsse, Kanäle und Brücken und ausserdem nen akzebtables Nachtleben. Ein wenig kühler als in Kyoto z.B. ist es auch. Was will man mehr...
Montag, 05.08.2002
Ich bin jetzt seit gut einer Woche auf reisen. Im Moment befinde ich mich in Kyoto in meinem super Guest-Inn-Kyoto Ryokan und die Klimaanlage ist mein bester Freund. Zu dumm, das man die alle 2 Stunden mit Geld füttern muss, sonst wirds ungemütlich. Ich hab schon angefangen, tagsüber nen Handtuch mitzunehmen, damit man Herr über den Schweiss wird. Sowas hat übrigens fast jeder bei sich. Praktisch ist auch, das hier an jeder Strassenecke diese jap. Fächer (mit Werbeaufdruck) verteilt werden. Die schaffen auch ein wenig abhilfe.
Ansonsten ist aber alles ok soweit. Ich freu mich schon wieder sehr auf zuhause, jeden Tag mehr. Und wenn ich dann zuhause bin, will ich unbedingt wieder zurück. Man ist halt nie zufrieden...
Hier in Kyoto sind echt ne ganze Menge Tempel zu sehen. Insgesamt sind auch 13 UNESCO-Weltkulturerbe mit dabei. Das ist teilweise schon sehr beeindruckend, vor allem wenn man bedenkt, wie lange die an diesen Tempeln gezimmert haben. Nach heutigen Maßstäben eine Ewigkeit.
Bei der grossen Anzahl von Tempeln und Schreinen bekommt man schon fast zuviel davon. Vor allem, weil bei vielen Eintrittsgelder verlangt werden und die sich auf Dauer summieren. Ich bin sowieso schon fast Pleite. Gestern war ich dann nochmal in Osaka shoppen und hab wieder soviel tolle Dinge gesehen, die man sich kaufen KÖNNTE, wenn man das Geld dazu übrig hätte.
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